Fraser Island oder 2 nights in paradise
Man kennt ja die fast schon kitschigen Bildchen in Reisebürobroschüren wo der Sand fast weiß, das Wasser radioaktiv türkis und die Bäume von solch einem Grün sind, dass man sie entweder für künstlich, geschickt mit Photoshop bearbeitet oder giftig wui’d Sau halten muss. Und dann natürlich menschenleer, als wären die Photographen nur durch Zufall oder einen teuer (mit Glasperlen oder Alkohol) erkauften Geheimtip von einem Eingeborenen an diesem Ort gelandet...zwar macht das Schmökern selbiger richtig Freude und man fühlt sich, als würde man die große, weite Welt und deren versteckteste Winkel allein durch betrachten der Bilder entdecken, aber ein Teil in uns (wohl der der deutschen Vernunft) sagt uns, dass das nicht real sein kann. Zumindest geht mir das so.
Und da kommt nun so ein Werbeatheist wie ich zusammen mit 5 anderen
auf Fraser Island an und denkt sich bei den ersten Bäumen: „Na, das ist ja gar nicht mal so toll!“ Doch während zunächst der Spaß und Stress, die 3 Tonnen unseres Landrover Defenders auf den wenig breiteren Sandwegen zu halten, stark im Vordergrund steht, erwacht bei den ersten verbotenen Lianenschwüngen von Baum zu Geländer das Kind und plötzlich werden alle Geräusche neu und einzigartig. Da klingt ein gemeiner schwarzer Rabe mit einem mal wie ein kreischender Affe und ein Kakadu bekommt 2m Phantasiegröße ob des Lautstärkepegels.
Da raschelt das Unterholz ziemlich wie zu Hause, nur, dass es hier im Kopf eine Schlange oder Spinne sein muss, die einen gleich im hohen Bogen anspringt. In Wahrheit watschelt wohl nur ein gerade aufgewachter Echidna missmutig grummelnd und jeden Busch mitnehmend durchs Gebälk. Die Luft, eben noch erdig und waldig, ist von einem Schritt auf den nächsten geschwängert von einem Nektarduft, der mit ziemlicher Sicherheit jeden noch so stolzen deutschen Imker schwefelgelb vor Neid anlaufen und in in höchsten Tönen schwärmen lassen würde.
Und dann (nach 1 Stunde lockerem Herumlowridern durch 30 cm Schlaglöcher doch in nur 15 km Entfernung) steigt man aus, läuft mehrere 100 Schritt weit und befindet sich, abgesehen von der fehlenden Menschenleere, mitten in einem dieser Reisebürobildchen am Lake McKanzie, reißt sich nach kurzem, vollkommen verzücktem Luftanhalten die Kleider vom Leib und stürzt sich jauchzend ins türkise Traumnaß um komplett mit diesem Paradies zu verschmelzen. Der ganze Körper augenblicklich mit einem Gefühl der rasenden Euphorie zum Bersten gefüllt.
Zitat Housi: „Also wenn sterben, dann hier, dann muss ich gar nicht darauf hoffen ins Paradies zu kommen, weil ich schon da bin!“
So verbingt man den Tag in heiterer Ausgelassenheit Frisbee werfend, mit allen Leuten scherzend, Bilder schießend, Bierchen im See liegend schlürfend, die wundervollen Rundungen wahrlich göttlicher Wesen anlächelnd und von ihnen angelächelt werdend.
Zitat Reini: „aan obsoluter Traaaum! Beessa gehts nit!
(Die dialektbegabten Menschen werden es sofort begriffen haben, dass Reini Österreicherin ist)
Gegen 4 (anderthalb Stunden vor Sonnenuntergang) macht man sich auf den Weg zum (anderthalb Std entfernten) Campingplatz um nicht im im dunklen fahren zu müssen, was A verboten, B die Hölle und C sackgefährlich ist, weil man die Löcher und die Tracks nicht mehr sieht.
Nachgereicht sei noch, dass wir im Vorfeld nach einer, dank brilliantem Navigator, planlosen Fahrt, weil noch wichtige Utensilien geholt, fast zu spät zur Fähre gekommen sind! Bildlich gesprochen war das dann mit 120 durch Hervey Bay (erlaubte 50!!!), weils schon peinlich ist, wenn man das einzige Auto der Fähre ist und dann nicht rechtzeitig ankommt, also quietschende Reifen am Landesteg.
Dann hatten wir noch nen ganz tollen Auftritt auf der Insel, Heckklappe aufgegangen, halbe Ladung verloren und Reini fällt dem Reiseleiter der gerade ca 50 Besucher in Gruppen aufteilt genau dann ins Wort, als alle die Hände oben haben, nur um ihn zu fragen, wo wir denn lang müssen, worauf dieser nur trocken antwortet: „Just follow any way...!“ und weiter seine Gruppen einteilt. Reini das Timingmonster in voller Pracht...
Nachdem Lukasz und ich das Fahren mit dem Landrover schon ganz gut ausgecheckt haben, ergreift Reini das Steuer und das Chaos nimmt seinen Lauf. Schilder interessieren Sie nicht. So auch das „Vorsicht verengte Fahrbahn vorraus“-Schild. Und mit dem Ausruf: „Das Wrack ruft!“, prompt ein paar Streckenbegrenzungspfosten umgerappelt und das Auto fast in den Fluß gesetzt.
Shieeezn!!!
Ja und generell ist es schon eine planungslogistische Meisterleistung und eine Schnapsidee²³ Eier mit auf eine Off-Road Tour zu nehmen, naja aber Gourmets wollen Halt auf nichts verzichten, NIRGENDWO ! ! ! Wobei eine Ausfallquote von 1/6 (12 Eier 2 Kaputt) durchaus annehmbar ist denk ich und ich glaub da sind wir uns einig!
Day 2! (Gleichmäßige Nummerierungen und Formatierungen sucken einfach!!!)
Auch der nächste Morgen beginnt ultraknorke mit einem fröhlichen Housi, der grinsend den Kopf ins Zelt steckt und verkündet: „Wir bleiben unserem Motto treu, leicht bekifft und arbeitsscheu!“ und uns verschlafenen Zeitgenossen 2 kühle Blonde in die Finger drückt. Na damit kann der Tag so schlecht gar nicht werden...
Ein gestrandetes 120 Jahre altes, von Millionen und Abermillionen Muscheln und Algen überwuchertes Schiffswrack,
ein Schildkrötensee und ein Aussichtsplateau hoch über dem Meer von dem aus man Tümmler bei ihrer Lieblingsbeschäftigung beobachten kann
und ein Zeltplatz direkt am Strand umgeben von Dingos, knappe 500 Meter von besagtem Wrack entfernt machen auch diesen Tag zu einem Gefühlserlebnis der 5. Dimension. Am Abend sitzt man gemütlich zu 6t Strand beobachtet den vollkommendsten Sternenhimmel, den man je gesehen hat. Zum ersten mal wird es greifbar, dass der Himmel wie ein gigantisches Kuppelzelt die Erde kreisrund ummantelt. Jan spielt den perfekten Soundtrack zu diesem einen Momentum unseres Lebens und wir anderen liegen uns in den Armen, auf den Bäuchen und den Beinen, so als ob wir jeden einzelnen Stern mindestens einmal zu sehen versuchten. Das Rauschen der See bildet das perfekte Backgroundgeräusch und so sitzen wir da, träumend, leicht fröstelnd und glücklich, so dass es fast zu den Ohren rauskommt. Leider bricht Besuch irgendwann die Magie des Augenblick und obwohl es nett ist, bin ich etwas entäuscht, dass sie nicht mehr greifbar ist. Ich flüchte mich in Träume und gehe zu Bett, weil am nächsten Morgen um halb 6 die Sonne hinter dem Schiffswrack aufgeht...
So, sie ist da!!! Die Sonne mein ich!
Die anderen sind nochmal schlafen gegangen und ich nutze die Einsamkeit um alles unmittelbar um mich herum intensivst wahrzunehmen und alles andere auszublenden. Es ist alles so weit weg, Deutschland, meine Ma, Ihr meine Freunde, Tuana,... Klar denk ich an Euch aber nicht in diesem Moment, der gehört mir!!! Und das ist gut so!!! Ich sitz auf einer Düne, trainiere, meditiere, tanze, rauche, fühl den Wind zwischen den Fingern, mache Salti von der Düne herunter in den weichen Sand, bleibe liegen, starre in die Sonne und freue mich, dass ich da, dass ich am Leben bin, dass ich in dieser kurzen Zeit in diesem Land am anderen Ende der Welt schon sooooo viel wundervolles erleben durfte und dieses vor allem mit solch wunderbaren Menschen teilen durfte...Mädels, Jungs ich lieb Euch dafür!!!
Die anderen wachen und wir brechen auf um noch Lake Wabby und den Paradise Creek zu sehen, von dem wir zwar nur 2teres schaffen, aber dafür einen Spaziergang am Rainbow Creek und durch eine andere Welt machen können.
Und keiner beschwert sich, dass wir den See, wo man auf dem Bauch einen steilen weißen Sandberg bis ins aquamarin-farbene Wasser rutschen kann, nicht mehr gesehen haben, weil alle kaputt, zufrieden und diesbezüglich dankbar sind, so eine geile Zeit gehabt zu haben...
...ach ja echte Deutsche gabs auch zu sehen...
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